DAS UNTERRICHTSPRINZIP DER SEKUNDRIA (DRITTE ENTWICKLUNGSSTUFE: 12-18 JAHRE)

 

Maria Montessori schuf mit diesem Erziehungsplan für Jugendliche, ein ganzheitli­ches Konzept bei dem soziale Erfahrung im Vordergrund steht und Allgemeinbildung mit manuellem Arbeiten vernetzt wird („plan of study and work“).

Der Erdkinderplan greift die speziellen Charakteristika und Bedürfnisse dieser Al­tersstufe auf: Nachdem sich das junge Kind auf die Perfektion seiner körperlichen Funktionen konzentriert hat, das Schulkind intensiv an seinen geistigen Fähigkeiten gearbeitet hat, ist es Hauptaufgabe der Jugendlichen sich auf sozialem und ökonomi­schen Gebiet weiterzuentwickeln.

Die Jugendzeit ist für Heranwachsende eine labile Phase, gekennzeichnet durch viele körperliche Veränderungen und das Bedürfnis der Jugendlichen nach Eigenständig­keit einerseits, aber andererseits auch nach Schutz und Geborgenheit.

In der Pubertät hinterfragen die Jugendlichen ihr Selbstbild, sowie die von der Familie mitgegebenen Werte, sie stehen an der Schwelle zum Erwachsenwerden und wollen unterschiedlichste Rollen ausprobieren.

Die Schule der Jugendlichen soll daher eine Erfahrungsschule des sozialen Lebens sein. Sie ist darauf ausgerichtet, den Jugendlichen erste Schritte zum unabhängigen Leben in einer Gemeinschaft außerhalb der Familie zu ermöglichen, sowie erste Schritte auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit zu gehen.  Die künftigen Erwachsenen sol­len erleben, was es heißt an der Gesellschaft teilzunehmen, Verantwortung zu über­nehmen und sich für das Wohl der Gemeinschaft einzusetzen. 

Der Unterricht hat sich auch in diesem Abschnitt der Persönlichkeitsentwicklung des/ der Jugendlichen unterzuordnen: nicht das Curriculum, sondern die Individualität jedes Einzelnen muss im Zentrum unseres Handelns stehen.

Maria Montessoris Rahmenlehrplan ist demnach sehr knapp und allgemein gehalten und wie folgt in drei Kategorien geordnet:

  • Selbst-Ausdruck
  • geistige Entwicklung
  • Vorbereitung auf das Leben als Erwachsener (Studium der Erde und der belebten Dinge, des Fortschritts und der Zivilisation, sowie der Geschichte der Menschheit)

Alle Disziplinen müssen vernetzt angeboten werden, um ein Verständnis der Zusam­menhänge zu fördern, so wie es schon durch die kosmische Erziehung vorbereitet wur­de. Jetzt aber müssen diese theoretischen Studien mit manueller Arbeit einher gehen, um einen unmittelbaren Bezug und Sinnhaftigkeit herzustellen.

Dem Selbstausdruck werden wöchentlich min. 8 Unterrichtsstunden gewidmet. Die­se inkludieren verschiedene sportliche, kreative und musikalische Angebote, sowie Workshops zu unterschiedlichsten handwerklichen Fertigkeiten. Darüber hinaus wer­den die Lernenden angeregt, sich bei der Aufarbeitung und Präsentation von Erlern­tem auch auf künstlerische Art und Weise auszudrücken.

Um die geistige Entwicklung zu fördern gibt es wöchentlich fixe Lernblocks in den Bereichen Mathematik, Deutsch und Fremdsprachen, wo die Schülerinnen und Schüler von FachexpertInnen jeweils im Ausmaß von 3 Wochenstunden gezielt ge­fördert werden. Die Lehrkräfte verpflichten sich, differenziert und individuell auf die Stärken und Schwächen der einzelnen Schüler einzugehen.

Die zur Vorbereitung auf das Leben als Erwachsener nötigen Studien, die sogenann­ten Occupations, ermöglichen den Schülern interdisziplinären, vernetzten Erwerb von Wissen und Fertigkeiten. Die Occupations dauern jeweils 6-8 Wochen, und sind als „Drei-Stufen-Lektionen“ (Einführung mittels Schlüssellektionen - selbständiges Erarbeiten - Präsentation des Erlernten) aufgebaut. Die SchülerInnen wählen aus mehreren Themenbereichen das für sie Passende aus.

Die Vorbereitete Umgebung (VU) soll ein Platz sein, an dem die Jugendlichen im Zen­trum stehen und gestalten können. Ein Platz, wo sie täglich mit realen Herausforde­rungen des praktischen Lebens konfrontiert sind. Ein Platz, wo sie eigener Erwerbstä­tigkeit nachgehen können und die Notwendigkeit von Arbeitsteilung erfahren.

Die Vorbereitete Umgebung für Jugendliche sollte ein Platz sein, den sie lieben können.

Die VU bietet an Stelle von didaktischen Materialien zahlreiche Möglichkeiten für manuelles Arbeiten drinnen und draußen. Sie bietet Möglichkeiten die überbordende Energie der Jugendlichen sinnvoll einzusetzen und weckt das Bedürfnis nach Wissen. Ebenso bietet sie Herausforderungen, die ein sinnvolles Wachsen in einem geschütz­ten Umfeld ermöglichen.

Laut Erdkinderplan sollten die Jugendlichen diese Zeit idealerweise fernab der Fami­lie, in einer gesunden Umgebung, in einer Gemeinschaft aus Gleichaltrigen begleitet durch speziell geschulte Erwachsene verbringen, zum Beispiel auf einer farmschool.

  • Diese optimale Umgebung bietet:
  • ein Wohnhaus, in dem die Jugendlichen über Nacht bleiben
  • ein Schulgebäude, zum Studieren
  • ein Geschäft, um durch den Handel an der Gesellschaft Teil zu haben
  • ein Gästehaus, um Dienstleitungen zu erbringen
  • ein Museum für Maschinen, um in Kontakt mit der Vergangenheit zu kommen
  • Jugendliche, die den Ort beseelen
  • Erwachsene, die sie begleiten

Zurzeit verfügen wir an der GaLeMo über eine Sekundarstufe 1, wo wir 12 bis 15-Jäh­rige begleiten. Die Basis unserer Arbeit bildet dabei der Erdkinderplan. Dabei setzen wir in einem urbanen Modell möglichst viele Prinzipien desselben um.

Diese sind:

  • Das soziale Miteinander wird durch die Aufteilung der täglichen Arbeit in Ge­meinschaftsdiensten und den wöchentlichen Community-Versammlungen gelebt.
  • Durch das Abhalten von Schulcafés, der Produktion und dem Verkauf von selbst Hergestelltem erwirtschaften sich die Schüler und Schülerinnen ihr eigenes Geld, das einerseits für weitere „betriebliche“ Investitionen und zum Teil als Zuschuss zu Klassenreisen verwendet wird.
  • Die Jugendlichen können als Manager und Managerinnen Verantwortung für wichtige Bereiche des Zusammenlebens übernehmen.
  • Die geistige Entwicklung wird durch einschlägig geschulte Fachkräfte gefördert.
  • Die Vorbereitung auf das Leben als Erwachsener geschieht im Rahmen von interdisziplinären Projekten (occupations und humanities).
  • Dem Selbstausdruck wird in allen Bereichen des Schullebens ein hoher Stellenwert zugeschrieben.
  • Die freie Wahl ermöglicht ein differenziertes Lernen. Jeder/jede lernt in seinem/ ihrem Tempo, nach seinen/ihren Stärken und Interessen.
  • Jeder/Jede kann sein/ihr Potenzial entfalten, Wertschätzung erfahren und so zum Wohl der Gemeinschaft beitragen.
  • Es gibt die unterschiedlichsten Formen von Arbeit und jede Arbeit ist wertvoll.
  • Wir erwarten von unseren Schülern und Schülerinnen maximalen Einsatz.
  • Wir erwarten von unseren Schülern und Schülerinnen, dass sie ihr Bestes geben.
  • Wir verpflichten uns die ganzheitliche Entwicklung der Jugendlichen zu unter­stützen und alle Bereiche der Persönlichkeitsentwicklung (das physische Potential, die intellektuellen Fähigkeiten, die Haltung zum Leben, das moralische Bewusstsein, sowie emotionale und soziale Kompetenzen) zu fördern.
  • Wir haben das finale Ziel, einen Beitrag zu sozialer Reform und einem friedlichen Miteinander zu leisten.