Wie begleite ich mein „GALEMO- Kind“ zuhause?

Dank Maria Montessori können wir in unserer Schule nach einem gut durchdachten, pädagogischen Konzept arbeiten. Unsere LehrerInnen sind gut ausgebildet, engagiert und motiviert.

Letzteres trifft auch auf die Eltern zu. Dennoch kommt es immer wieder zu Unsicherheiten, die sich aus unserer „Pionier-Situation“ ergeben. Wir versuchen, mit unseren Kindern neue Wege zu gehen und können deshalb nicht auf unsere Erfahrung oder die Unterstützung unserer Umgebung zurückgreifen. Besonders Vergleiche mit Schülern anderer Einrichtungen verstärken meist schon vorhandene Ängste.

Den Ängsten können wir am besten begegnen, indem wir

  • die Entwicklung unserer Kinder aufmerksam beobachten. Nur ein Kind, das sich wohl fühlt, kann sich optimal entwickeln. In diesem Bereich brauchen Montessorischulen den Vergleich mit Regelschulen sicherlich nicht zu scheuen. Die emotionale und soziale Kompetenz ist die Basis der intellektuellen Entwicklung und die Grundlage eines erfüllten Lebens. Wobei der Schwerpunkt der Beobachtung immer bei der Befindlichkeit und nicht bei der Leistung des Kindes liegen sollte.
  • Bücher und Zeitschriften lesen (Eltern - Bibliothek)
  • Gespräche mit den LehrerInnen führen
  • Seminare und Kurse (Info-Heft) besuchen
  • Gespräche mit erfahrenen „Montessorianern“ suchen
  • Gespräche mit anderen Eltern (Elterngesprächsrunden)

Ein „Montessorikind“ braucht eine andere Form der Betreuung in der Familie als ein „Regelschulkind“.  Besonders wichtig ist das Vertrauen der Eltern (aber auch anderer, dem Kind nahe stehenden Personen) in das Kind, aber auch in unsere Schule. Die Kinder spüren sofort, auch wenn es nicht direkt ausgesprochen wird, ob wir daran glauben, dass sie lernen wollen und orientieren sich daran. Anders ausgedrückt, sie kooperieren. Mit diesem Thema beschäftigt sich Jesper Juul äußerst liebevoll in seinem Buch „Das kompetente Kind“.

Darüber hinaus haben wir uns gefragt, wie wir unsere „Montessori-Kinder“  zuhause sinnvoll begleiten können. Sie werden zwar von unseren LehrerInnen in der Schule  optimal betreut, es ist aber durchaus möglich, dass sie auch am Nachmittag „(Lern)-Futter“ brauchen. Eine vorbereitete Umgebung für zuhause, die die Kinder nützen können, wenn sie das möchten, wäre sinnvoll.

Zu dieser vorbereiteten Umgebung gehören auch wir als Personen.

Daher ist unsere Einstellung besonders wichtig:

  • Wir sind das Vorbild. Was uns wichtig ist, wird auch unserem Kind wichtig sein!
  • Gelassen bleiben (auch wenn wir uns viel Mühe gemacht haben, und die Kinder gar nicht reagieren)!
  • Geduld haben (kein Material aufdrängen)!
  • Auf die Interessen der Kinder (wenn möglich) immer eingehen!
  • Die Kinder sollen spüren, dass uns ihre Interessen und was sie wann, wo, wie lernen, wichtig sind.
  • Die Angebote sollen immer dem Niveau der Kinder angepasst sein.
  • Macht nur Dinge mit den Kindern, die Euch auch Spaß machen!
  • Wenn wir Eltern unsicher werden, überträgt sich diese Unsicherheit auch auf  die Kinder.
  • Die Eltern sind nicht die Freizeitanimateure der Kinder!
  • Die Freizeit sollte weitgehend von den Kindern gestaltet werden!
  • Langeweile ist ein gutes Gefühl, aus dem sehr viel Kreatives entstehen kann. Lassen wir sie zu!
  • Die Nachmittagskurse sollten ein vernünftiges Maß nicht überschreiten und mit der Montessoripädagogik vereinbar sein.
  • Für soziales Lernen sollte auch am Nachmittag viel Zeit sein. z.B.: Nachbarskinder, Besuche …
  • Freies Spiel zulassen = Optimalzustand des Lernens.  Dazu ein ganz wichtiges Buch: „Neue Kinder, neue Eltern“ von Joseph Chilton Pearce und Michael Mendizza
  • Fernsehen so wenig wie möglich (Infos dazu auch in dem oben genannten Buch)
  • Computer mit Maß und Ziel
  • Zeigt den Kindern nicht alles, lasst sie die Welt selbst entdecken!

ACHTUNG!!!!! (damit es keine Missverständnisse gibt)

  • Druck und Angst behindern die Intelligenzentwicklung!
  • Nach- oder Vorlernen ist in unserer Schule nicht notwendig!
  • Macht den Kindern verschiedene Angebote!
  • Die Kinder können die Angebote annehmen, oder nicht.
  • Montessorimaterialien sollten nur in der Schule angeboten werden!
  • Nur die Kinder entscheiden, was wann interessant ist.
  • Es ist sinnlos, Rechtschreibfehler im Volksschulalter auszubessern!!! Es sei denn, die Kinder verlangen es ausdrücklich. Das Interesse für die Systematik und die Regeln unserer Sprache entwickelt sich bei vielen Kindern erst um das zwölfte Lebensjahr. Vorzeitiges „Herumbessern“ frustriert die Schüler und verdirbt die Freude am Schreiben (Einige Erwachsene werden sich noch daran erinnern können!?). 

 

Ideensammlung für eine vorbereitete Umgebung daheim:

Thema: SCHRIFTSPRACHE

  • Abendliches Vorlesen beibehalten
  • Geschichten erzählen, weitererzählen, erfinden, verändern…
  • Kleinkinderbücher herausräumen (Bild – Wort, Bild – ein Satz, kurze Texte)
  • Bücher mit Bildern im Text, z.B.: „Pony, Bär und Apfelbaum“
  • Im Alltag das Vorlesen zurücknehmen
  • Kinder lesen lassen. Meistens wollen sie nur, dass wir dabei sind und nicht, dass wir für sie lesen. Bitte geduldig zuhören, ohne auszubessern oder zu drängen.
  • Beim Lesen lautieren ( A, B, C, D…) – nicht buchstabieren ( A, Be, Ce, De…)  
  • Leseanlässe aufgreifen, z.B.: Kochrezepte, Spielanleitungen usw.
  • Spiel Angebote z.B.: Kleine Zettel beschriften (Druckschrift, Schreibschrift, Englisch ...) TÜR, FENSTER, BODEN, MAMA usw. und auf die entsprechenden Dinge kleben. Warten, ob und wie die Kinder reagieren. Wenn es ihnen Freude macht, kann man weiter spielen, z.B.: die Zettel auf falsche Gegenstände kleben, die Kinder dürfen die Zettel aufkleben, andere Zettel schreiben … 
  • Kurze persönliche Aufträge schreiben: z.B.: ÖFFNE DIE TÜR!  GIB MIR EINEN APFEL! usw.
  • Kleine Briefe in den Alltag einbauen: z.B.: am Abend auf dem Kopfpolster: ICH HAB DICH SO LIEB! Oder zwischendurch: LIEBER SCHATZ! ES WAR SCHÖN, MIT DIR ZU KOCHEN. BUSSI MAMI usw.
  • Wenn die Kinder zurückschreiben, bitte die Fehler nur ausbessern, wenn die
  •      Kinder es ausdrücklich verlangen. Die Freude am Spiel mit der
  •      Sprache soll ungetrübt bleiben!
  • ABC – Poster aufhängen (Buchstaben & Bilder) : gekauft z.B.: Geschenkpapier; selbst gemacht (z.B.: Schreibschrift & Bilder)
  • Lasst die Kinder zuschauen, wenn Ihr Schriftsprache verwendet z.B.: Briefe/ Postkarten schreiben, Einkaufszettel
  • Bibliotheken besuchen
  • Evtl. eigene Email-Adresse einrichten, damit die Kinder Emails schreiben und empfangen können.
  • Die Kinder sollen merken, dass die schriftliche Sprache zu unserem Leben gehört, wichtig ist und vor allem auch Freude machen kann.

Thema: MATHEMATIK

  • Taschengeld
  • Die Kinder einkaufen lassen, oder sie in den Einkauf mit einbeziehen   (Preisvergleiche, Schätzen, Runden…)
  • Bei Hausübungen Material anbieten z.B.: Knöpfe, Steine, Nudeln ...
  • Poster aufhängen z.B.: 1x1, Zahlen u. Mengen
  • Wiegen und Messen beim Kochen, Heimwerken oder Basteln
  • Verschiedene Spiele z.B.: Quartett, Schach, Canasta, DKT, Monopoly ...
  • Zahlenrätsel, z.B. Sudoku
  • Auszählreime

Thema: WELTWISSEN

  • Kinderfragen: Den Kindern wirklich zuhören! Weniger fertige Antworten geben!
  • Poster aufhängen: z.B.: Österreich, EU, Europa, Weltall, Die ganze Welt, Tiere, Pflanzen, Ritter... (JACO–O Versand)
  • Globus aufstellen, Atlas bereitlegen…
  • Ausstellungen u. Museen besuchen
  • Fernsehsendungen (zeitlich begrenzt) z.B.: Wissen macht AH! / Willi will es wissen! / Forscher Express / 1,2 oder 3
  • Computer (zeitlich begrenzt) : schreiben, TIVOLA –Spiele
  • Bücher: Lexika, Wieso, Weshalb, Warum – Buch usw.
  • Kalender führen
  • Zeitschriften: z.B.: Medi-Zini aus den Apotheken
  • Theater, Oper, Musicals, Lesungen usw.
  • Raus in die Natur gehen!
  • Experimente-Bücher inkl. Materialien dazu anbieten. Regt auch zum Lesen an.

Besonders in diesem, aber auch in den anderen Bereichen, wäre es sinnvoll, wenn wir Eltern einander gegenseitig mit Informationen über besonders gute Bücher, Ausstellungen, Filme, Spiele usw. versorgen. Wir werden bei den Gesprächsrunden Informationen sammeln und an alle verschicken.

Thema : BEWEGUNG

Bewegung ist das A&O der gesunden körperlichen aber auch  kognitiven und psychischen Entwicklung! Ohne Bewegung kann das Gehirn nur ein Minimum an Wissen und Verständnis, das uns durch Schreiben, Lesen und Rechnen auf dem Papier vermittelt wird, verarbeiten und speichern. Deshalb müssen die Kinder TÄGLICH ausreichend Bewegung machen, um sich bestmöglich entwickeln zu können.

  • Hier ist wieder unser Vorbild gefragt. Nur bewegte Eltern haben bewegte Kinder. Schenkt den Kindern eure Zeit und bewegt euch mit ihnen!
  • Öfter mal das Auto stehen zu lassen, um im Interesse der Umwelt und unserer Gesundheit das Fahrrad oder unsere Beine zu benutzen, kann Kindern und Erwachsenen nur gut tun.
  • Bei Kursangeboten sollte man eher kritisch sein, da sie die Zeit für das wertvolle freie Spiel einschränken und außerdem manchmal ein übertriebenes Leistungs- und Konkurrenzdenken fördern ( Neue Kinder, neue Eltern, Joseph Chilton Pearce  VERL.: Arbor)
  • Für die Bewegung gilt wieder das Prinzip der gut vorbereiteten Umgebung. Wenn es uns gelingt, den Kindern zuhause ein breit gefächertes Bewegungsangebot zu schaffen, werden sie die Form der Bewegung wählen, die für sie zu dem bestimmten Zeitpunkt den größten Nutzen und die größte Befriedigung bringt. Sie haben dann auch die Möglichkeit, Defizite in ihrer Bewegungsentwicklung aufzuarbeiten.
  • Ideale Bedingungen bietet natürlich die freie Natur, wie Garten, Wiese, Wald, See usw. Hier kann man klettern, schaukeln, im Sand buddeln, ziehen, Wasser schleppen, Gras rechen, im Regen matschen, Erde umstechen, Scheibtruhe schieben, balancieren …
  • Aber auch ein Kinderzimmer kann man so einrichten, dass die Kinder dort genug Anregungen finden: Trampolin oder Matratzen zum Springen, schiefe Ebenen, Hängematte oder -sessel, viele Pölster und Decken, Seile, Schaffell, Kisten und Schachteln, Boxsack …
  • So kann nun nach Herzenslust gesprungen, gerutscht, gezogen, geschoben, geschaukelt werden, man kann Höhlen bauen, sich in Kisten verstecken oder daraus Autos, Schiffe etc. bauen – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt!
  • In die Badewanne kann man verschieden große Handtücher hineinlegen – sie werden schwer und geben dem Kind beim Auf-den-Körper-Legen jede Menge Tiefeninformation; eincremen – sofern das Kind es mag – mit klaren eindeutigen Bewegungen.
  • Schwimmen, Rad fahren, Eis laufen, Schi fahren, kuscheln, raufen, massieren, gemeinsame Ausflüge in die Natur, … all dies fördert die Entwicklung des Kindes – ganz ohne Druck und Zwang!
  • Literatur und Seminare zu diesem Thema findet man bei Ulla Kiesling „Sensorische Integration im Dialog (SI)“.

 


Newsletter

Um regelmäßige Informationen rund um unsere Schule zu erhalten, bieten wir Ihnen unseren Newsletter an.

Anmeldung