Außergewöhnliche Zeiten, so der stets naseweise Volksmund, erfordern halt eben außergewöhnliche Maßnahmen - Ronald Amesmann-Haselbacher, der unverwüstliche Autor dieser Zeilen, möchte in Zusammenarbeit mit ein paar sympathischen Bewohnern von Toon Town gerne seinen Feinschmeckersenf dazu beigeben ...

Corona

FREIZEITSPASSINATOR

Phineas und Ferb, die beiden gewitzten Zeichentrickknaben aus der unermüdlich arbeitenden Ideenschmiede des weltgrößten Unterhaltungskonzerns in Entenhausen, haben bekanntlich und zum großen Ärger ihrer Schwester Candace einen auf Improvisation beruhenden Plan, wie sie ihre sechs Wochen Sommerferien bis hin zum Schulanfang abwechslungsreich gestalten könnten.

Die breite Palette an Freizeitgestaltungsmöglichkeiten allein schon aus deren selbstgebastelten Vorspann umfasst dabei nicht nur Weltraumreisen, Mumienschändung und Kletterpartien auf Sehenswürdigkeiten im Ausland, sondern beinhaltet auch sensationelle Entdeckungen, Affenfellpflege und Wassersport, bietet darüber hinaus Gelegenheit zu physikalischen und medizinischen Experimenten, angewandter Ornithologie und farblicher Erdteilneugestaltung, und letztlich wird auch nicht darauf vergessen, die genervte Schwester mittels Bartanmalens zu mobben.

Da zurzeit aber der schurkische Bösewicht Dr. Heinz Doofenshmirtz als heimtückisches Virus verkleidet sein niederträchtiges Unwesen treibt und von seinem heldenhaften Antagonisten, dem Schnabeltier Agent P., weit und breit noch keine Spur in Form einer wirksamen Schutzimpfung zu sehen ist, befinden sich GaLeMo-Eltern und deren Sprösslinge plötzlich in einer ähnlichen Situation wie die beiden wiffen Buben, gilt es doch, über einen längeren Zeitraum hinweg die schulfreie Zeit an Nachmittagen, Wochenenden und Ferientagen sinnvoll zu gestalten, ohne dabei das Herabfallen eingestürzter Zimmerdecken zielgenau auf die Köpfe aller Beteiligten fürchten zu müssen.

Nun ist man aber schlecht beraten, würde man ständig die Abenteuer der beiden Wunderkinder unter dem Vorwand der inspirativen Ideensuche zum Zeittotschlagen auf der Mattscheibe verfolgen und dabei auch noch Nebenwirkungen wie viereckige Augen, geistloses Versauern und quälendes Hirnsausen in Kauf nehmen; vielmehr wäre doch gerade jetzt der geeignete Zeitpunkt, öfter einmal den Ausschaltknopf so manch einschlägig bekannter audiovisueller Endgeräte zu betätigen und stattdessen die schon leicht angestaubte Kiste voll mit analogem Freizeitspaß wieder einmal zu öffnen, um sich diesem ohne jedwede Hemmungen im Familienkreis hinzugeben.

Alsdann: Zeichnen, Malen, Formen! Tanzen und Springen, Singen und Klingen! Wühlen im Garten! Expeditionen nach Balkonien! Wachsen und gedeihen lassen am Fensterbrett! Sich nicht ärgern, Mensch! Grand Prix im Wohnzimmer! KonMari! Lesen und lesen lassen! Klemmbausteinlyrik und Steineheldentum! Kochlöffelschwingen! Modelleisenbahnromantik! Schreibwerkstattbesuche! Bastelwerk verrichten! Pfitschigogerln! Nadel und Faden! Recken und strecken! Sichten und schlichten! Senden und empfangen! Probieren und studieren! Hegen und pflegen! Suchen und finden! Hören und sehen! Und nicht vergessen: Händewaschen und gesund bleiben!

Von einer einzigen Aktivität möchte der Autor dieser Zeilen jedoch explizit abraten, denn das Experiment, das er als Knabe im Alter von Phineas und Ferb an einem langweiligen Feriennachmittag vollkommen unbeaufsichtigt in der Wohnung seiner Großmutter väterlicherseits durchführte, dessen genauen Hergang  er aber im Sinne der Vorbildwirkung selbstredend verschweigen muss, war nicht nur äußerst gefährlich, sondern hatte, infolge der veralteten Infrastruktur der Wiener Stadtwerke, zu seinem  beklemmenden Schrecken einen mehrstündigen Stromausfall im halben 17. Wiener Gemeindebezirk zur Folge und ist deswegen nicht einmal ansatzweise zur Nachahmung empfohlen, auch wenn Dr. Doofenshmirtz vermutlich sehr stolz auf ihn gewesen wäre.

Illustration: Lili Haselbacher