Semesterferien!!!
Die Newsletter-Redaktion wünscht wunderschöne und erholsame Schulferien und bietet zur Einstimmung ein paar Semesterferien-Gedanken von Ronald Amesmann-Haselbacher:
WEISSRÖCKCHEN? SCHNEEGLÖCKCHEN!
Die älteren Semester unter uns, um genauer zu sein, eigentlich schon die älteren Semester unter den älteren Semestern, können sich vielleicht noch daran erinnern, dass es in grauer Vorzeit üblich war, auf die Vergabe der Halbjahreszeugnisse lediglich ein lausiges Wochenende folgen zu lassen, nach dem die Schule ansatz- und somit auch ferienlos gleich wieder weiterging.
Im Zuge der Energiekrise der ersten Hälfte der Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts jedoch, ein Satzanfang, der den Verfasser dieser Zeilen übrigens unfreiwillig als älteres Semester unter den älteren Semestern outet, hatte der damalige Unterrichtsminister und spätere Bundeskanzler Dr. Fred Sinowatz die großartige Idee, durch eine Woche lang minimal geheizte Schulhäuser einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Senkung der Energiekosten zu leisten, und damit die Schulkinder und das Lehrpersonal in dieser Zeit nicht frören, bekamen diese schulfrei und der Begriff der „Energieferien“, von manchen gar „Sinowatzwoche“ genannt, war geboren.
Neben dem lauten Jauchzen der Schulkinder und dem ebenfalls deutlich zu vernehmendem Durchschnaufen des Lehrpersonals (und dem Zähneklappern der in den eiskalten Schulen verbliebenen Schulwarte) war damals noch ein Geräusch zu hören: Das Händereiben der Vertreter von Tourismus und Sporthandel, wurden doch die Energieferien von Herr, Frau und Kind Österreicher hauptsächlich dazu genutzt, in tief verschneiten heimischen Alpentälern und den dazugehörigen Bergen mit großem Enthusiasmus, Ehrgeiz und einer gehörigen Portion Übermut dem alpinen Schilauf zu frönen, weshalb in der Folge auch Wörter wie Pistenteufel, Hüttengaudi und Gipshaxen in den allgemeinen Sprachgebrauch übergingen.
Inzwischen wurden zwar die Energieferien längst in Semesterferien umgetauft, aber noch immer ist es tief im kollektiven Unterbewusstsein verankert, diese Ferienwoche mit einem Schiurlaub zu verbringen, was allerdings nicht mehr so leicht und selbstverständlich wie anno dazumal ist, denn durch das stetige Ansteigen von Schneefallgrenze und Inflation wurde aus dem einstigen Volkssport ein exklusives und kostenintensives Vergnügen. Anstatt wie früher auf einsamen Hängen durch den flirrenden Pulverschnee zu wedeln, drängt man sich heute mit rücksichtslosen Freestylern, versnobten Oligarchen und vergnügungssüchtigen Hooligans auf überfüllten Kunstschneebändern und ist am Ende des Tages froh, diesen ohne größere Blessuren, dafür aber mit leider leerer Geldbörse, überstanden zu haben. Kein Wunder also, dass viele Familien angesichts dieser Missstände eine ungleich kostengünstigere und stressfreiere Flugreise in wärmere Gefilde vorziehen.
Herr Sinowatz konnte nicht einmal ansatzweise ahnen, dass der Energieverbrauch von Schneekanonen, überdimensionierten Liftanlagen und Flugzeugtriebwerken in der ersten Februarwoche nicht nur wesentlich größer als der von den Heizungen in Österreichs Schulen sein, sondern darüber hinaus einen nicht unwesentlichen Beitrag zum damals noch unbekannten Phänomen der globalen Erwärmung leisten würde, eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache übrigens, die heute nur mehr die dümmsten Trumpeltiere in ihrer grenzenlosen Ignoranz leugnen.
Mindestens ebenso erwiesen ist aber auch die Tatsache, dass Kinder, die eine Montessori-Schule besuchen, einen zum Teil erheblichen Wissensvorsprung gegenüber gleichaltrigen Kindern haben, die in die Regelschule gehen. Neu ist allerdings der Umstand, dass auch die Vegetation im Schulgarten einen ähnlich gearteten Vorsprung gegenüber der Flora außerhalb der GaLeMo zu haben scheint. Damit diese Geschichte nun ein versöhnliches Ende bekommt, sagen wir einfach, dass nicht der Klimawandel daran schuld ist, sondern unsere Kinder ein blühendes Beispiel abgeben.
Text & Foto: Ronald Amesmann-Haselbacher