Ruf und Echo
Was tun, wenn Abgabetermine drängen, die Erwartungen hoch und die Arbeitsbereitschaft niedrig ist? Ronald Amesmann-Haselbacher, unser aller Autor dieser Zeilen, hatte aus aktuellem Anlass keine so schlechte Idee ...
ANGEWANDTES WEIHNACHTSLASCHIEREN
Da staunte der Autor dieser Zeilen aber eine ganze Menge in saisonalen Farben bunt bemalter und weihnachtlich glänzender Bauklötze, als nach vielen unbeantworteten Anfragen in den letzten Wochen an die werte Frau Chefredakteurin, um welches Thema er denn die nächste Glosse drehen lassen solle, wie aus hochnebeligem Himmel nur wenige Stunden vor Redaktions- und Schulschluss, der Bescherung und dem süßen und vor allem schreibfaulen Nichtstun in den anstehenden Ferienwochen eine Nachricht von ihr ins elektronische Postfach hereinschneite, in der sie ihm zu seiner durchaus enden wollenden Begeisterung ihre diesbezüglichen Vorschläge zwar vollkommen überraschend, dafür aber wenig fristgerecht doch noch übermittelte.
Er könne ja, sofern er seine Denkkappe noch nicht aufgesetzt habe oder gar schon eine Glosse fertig in der Schublade lagernd habe, ein paar Zeilen zum Thema „Talent“ verfassen, denn als unbedingter Neujahrsvorsatz würde sich für Montessori-Eltern und Schüler*innen wohl nur eine Wahl empfehlen, die die eigenen Stärken hervorhebt, wobei aber zu berücksichtigen wäre, was denn nun Talent und die angesprochenen Stärken überhaupt bedeuten würde, sintemal wir als Eltern den ersten Schrei unserer Sprösslinge schon als den talentiertesten hervorheben, ohne dabei zu berücksichtigen, dass möglichweise das eigene Talent erst durch die Betrachtung Außenstehender zu diesem gemacht werde, was aber, so die Frau Chefredakteurin, vielleicht ein wenig zu sehr ins Philosophische lappe und möglicherweise auch nicht so ergiebig wie ursprünglich von ihr vermutet sei.
Natürlich, so die Chefredakteurin weiter, würde sich die aktuelle Produktion verschiedenster Seifenprodukte durch die jungen Erwachsenen in der Sekundarstufe auch wunderbar eignen, eine Glosse über „Hygiene“ zu verfassen, ein Thema, das gerade in Zeiten, da auf verschiedensten Plattformen im Internet Videoclips zu bewundern sind, die minutenlang in jeder nur erdenklichen Spielart der unterschiedlichsten Präsentationsformen hygienisch korrektes Händewaschen demonstrieren, im wahrsten Sinne des Wortes zwar auf der Hand läge, ihrer Meinung nach jedoch Gefahr laufe, in den inzwischen schier endlosen Corona-Zeiten zu sehr ausgereizt zu sein.
Zu guter Letzt, so die Chefredakteurin weiter, sei wohl gerade um diese Zeit des Jahres das Thema „Weihnachten“ aus mystischer Sicht in Kinderaugen naheliegend wie nur je eines, denn wer außer den lieben Kleinen und kindischen Großen wundere sich über den konkreten Ablauf der Arbeitsaufteilung zwischen Weihnachtsmann und Christkind, frage sich, welcher der beiden Gabenbringer*innen denn nun für die Auslieferung der Geschenke zu welcher Tageszeit für ein Kind aus dem angloamerikanischen Sprachraum, das aber derzeit gerade in Wien wohnhaft ist, zuständig sei, sinniere darüber, wie die Anzahl der Christbaumverkaufsstände mit dem Umstand, dass doch eigentlich das Christkind die Bäume nach Hause bringt, korreliere und denke in der Folge darüber nach, ob denn Christbaumverkäufer*innen ab dem Stichtag 25. Dezember dazu berechtigt sind, offiziell Arbeitslosengeld nicht nur zu beantragen, sondern dieses auch zu beziehen und in letzter Konsequenz auch ausbezahlt zu bekommen?
Abschließend stellte sich die Frau Chefredakteurin selber und vor allem den Autor dieser Zeilen die alles entscheidende Frage aller Fragen, ob er es denn nun für möglich erachte, dass angesichts ihrer Vorschläge seine Schreibhand vor lauter kreativen Schüben zu zucken beginne, was dieser ganz im Sinne der Dialektik einerseits zweifelsfrei bejahen, andererseits aber auch entschieden verneinen kann und muss, da er ihr ja, ganz nach Montessori, half, die Glosse gleichsam selbst zu verfassen.
Illustration: Lili Haselbacher
Co-Autorin: Monika Huemayer