Grusel! Grauen! Gänsehaut! Was spukt denn da am Sportplatz? Ronald Amesmann-Haselbacher, Geisterjäger und Autor dieser Zeilen, macht sich furchtlos auf die Suche nach garstigen Gespenstern und kommt dabei auch noch einem weit verbreiteten Irrtum auf die Spur…

 Sportsgeist

SPORTSGEISTERJÄGER

Es ist eine allgemein bekannte Binsenweisheit, dass in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist zur Untermiete wohnt. Dass dieser Spuk aber nur durch übertriebene körperliche Ertüchtigung zur Unzeit, in Unmengen und trotz der Unfreiwilligkeit der vermeintlich Besessenen dort auch zu finden sein soll, wagen notorische Faulpelze wie der Autor dieser Zeilen vehement zu bezweifeln.

Sie studieren stattdessen lieber das Œuvre des römischen Satirikers Juvenal, dem dieser Spruch zu verdanken ist, stellen dabei höchst zufrieden fest, dass stets falsch aus seinem Hauptwerk „Saturae“ zitiert worden ist, denn nicht das Vorhandensein des gesunden Geistes steht für den Dichter im Vordergrund, sondern vielmehr das Beten um einen solchen, und freuen sich in Ausübung dieses neuen Glaubens auf dem Ruhekissen des guten Gewissens sorglos fläzend darüber, dass man den Herrgott der Leibesübungen nun getrost einen guten Mann sein lassen kann.

Da aber das Unterbewusstsein bisweilen ein Hund sein kann, werden besonders träge Tachinierer, so wie gewisse ältere Semester unter den älteren Semestern, kurz vor dem Einnicken auf jener Chaiselongue durch sein dauerndes Gekläffe in Form von verdrängten olfaktorischen Halluzinationen wie Stinkesocken, Turnsackerlmief und dem betäubenden Hormoncocktail in der Garderobe aufgeschreckt und erinnern sich dadurch mit Schrecken wieder an all jene pädagogischen Fachkräfte, die den Sportsgeist durch ihre fragwürdigen Lehrmethoden unbeabsichtigt exorziert haben:

Die heimliche Sadistin, die am Tag liebe Volksschullehrerin ist, beim Turnunterricht aber die armen Unglücksraben, die ihr Turnzeug vergessen haben, gnadenlos zum Mitturnen in der Unterhose zwingt; der kumpelhafte Sonnyboy, der allseits bewundert und geschätzt wird, was sich beim Öffnen der Büchse der Pandora, in der sich das Zirkeltraining bislang versteckte, schlagartig ändert; die wohlproportionierte Traumfrau, deren Anblick im hautengen Sportkostüm für einige Verwirrung unter pubertierenden Knaben sorgt und die zu deren Verzweiflung prompt später den kumpelhaften Sonnyboy ehelicht; der deutschnationale Chauvinist, der aus seinen politischen Ansichten jenseits des  rechten Randes keinen Hehl macht und perfekt dazu passend auch gerne die Mädchenschar zum zünftigen Verweilen auf seinem Schoß einlädt; die hantige Trainingsanzugdauerträgerin, die all ihre Zöglinge mit Verachtung straft, die nicht das Limit für die Teilnahme an den nächsten Olympischen Spielen erbringen und penibel Buch über gewisse weibliche Unpässlichkeiten führt; sowie die gurrende Diva, die ihre zutiefst verwirrten, aber standhaft treuen männlichen Opfer mit allen Tricks der Verführungskunst betört, um sie im wahrsten Sinne des Wortes in ihre Falle zu locken.

Zwei ganz besondere Ehrenmedaillen müssen in diesem Zusammenhang aber unbedingt noch zusätzlich verliehen werden: eine für den langjährigen Klassenvorstand des Autors dieser Zeilen, und die andere für ein Gebüsch.

Dem Professor gebührt sie für seine verzweifelten Versuche, als Turnlehrer seinen Schülern jedwede Sportart vermitteln zu wollen, was angesichts deren immenser Unsportlichkeit stets scheiterte, woraus in der Folge fröhliches Dauerfußballspielen während der gesamten Oberstufe resultierte.

Das Strauchwerk hingegen sei für die Förderung der Schauspielkunst und seine strategisch günstige Lage neben der Aschenbahn am Sportplatz bedankt, denn in ihm konnten die schlimmsten Owezahrer der Klasse für viele der endlosen Aufwärmrunden des Nachmittagsturnens Zuflucht suchen, um später in der Rolle als erschöpfte Dauerläufer während des Zieldurchlaufs zu brillieren

Illustration: Lili Haselbacher


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