Was sind die brennendsten SchülerInnen- Fragen zum Osterfest?  Legen Hennen bunte Eier? Warum ist der Dienstag nach Ostern schulfrei? Oder sind es Fragen, die schon von Ronald Amesmann-Haselbacher in seiner Schulzeit gestellt wurden...

Osterglocke

HÖCHST UNLOGISCH FASZINIEREND

Vor vielen, vielen Jahren, als der Autor dieser Zeilen in etwa so alt war wie die Kinder aus der P1, verrieten ihm nahe Verwandte milde lächelnd, dass, als auch sie Kinder in seinem Alter waren, ihnen erzählt wurde, zu Ostern würden die Glocken aus allen Kirchen im Lande am Karfreitag nach Rom fliegen, um zeitgerecht mit dem Osterhasen zum großen Eier- und Nestsuchen am Ostersonntag wieder zurückzukehren. Verwandte, die der Autor dieser Zeilen lieber ein wenig weiter weg als nahe gesehen hätte, erzählten ihm übrigens, gleichsam generationsüberschreitend, genau dieselbe Geschichte, allerdings unter vorgehaltener Hand und mit verschwörerischer Miene, und bewiesen dadurch, dass sein Wunsch nach räumlicher Distanz zu ihnen keineswegs unberechtigt war.

Als aufgeklärtes Kind in der Mitte der Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts begann der Autor dieser Zeilen, der ja, wie die regelmäßige Stammleserschaft inzwischen mitbekommen hat, ein älteres Semester unter den älteren Semestern ist, ganz unter dem Einfluss von Mr. Spock, seines Zeichens nicht nur der Wissenschafts-, sondern auch der Erste Offiziers des Raumschiffs Enterprise unter dem Kommando von Captain James T. Kirk, im Geiste der strengen Logik von Vulkan leise Zweifel an dieser Geschichte zu hegen, denn wie sollte es denn bitteschön einer Kirchenglocke möglich sein, aus eigener Kraft nach Rom zu fliegen?

Aus dieser einen Frage entwickelte sich eine Menge an weiteren Fragen, die, hätte der Autor dieser Zeilen nur eine Montessori-Schule besucht, ein perfektes Thema für ein einschlägiges Forschungsprojekt geworden wären:

Wie gelingt es den Glocken, sich aus ihrem jeweiligen Glockenturm zu lösen und sich nach ihrer Rückkehr dort auch wieder sicher zu verankern? Wie groß muss die Flügelspannweite einer Glocke sein, um ihr Gewicht in die Luft zu heben und wenn eine Glocke ohne Zuhilfenahme von Flügeln fliegen kann, welcher Antriebssysteme bedient sie sich dann? Mit welcher Geschwindigkeit müssen die Glocken fliegen, um rechtzeitig zum Ostersonntag wieder zurück zu sein und brechen Glocken, die weiter von Rom entfernt als andere sind, deswegen früher auf oder fliegen sie mit höherer Geschwindigkeit? Wie schaffen es die Glocken, sich unbemerkt von der Bevölkerung und der Radarüberwachung durch den Luftraum zu bewegen? Wissen die Glocken den Weg nach Rom instinktiv, bedienen sie sich einer besonderen Navigationsmethode oder werden sie von höherer Stelle auf ihrem Weg geleitet? Fliegt jede Glocke für sich alleine, oder schließt sie sich mit anderen Glocken zu einer Gruppe zusammen und wenn ja, welche Formation nehmen sie dabei ein? Wo genau in Rom halten sich die Glocken zur Osterzeit auf, wie groß ist die Fläche, die sie dort in Anspruch nehmen, wie verbergen sie sich vor den Medien, den Romani und Mattarella, Grillo und Berlusconi, und hält der Vatikan etwa seine schützende Hand über die Glocken?

Klar wie ein Plomeek-Süppchen: Vernunft, Logik und die nahezu erdrückende Beweislast lassen daher nur einen einzigen Schluss zu – die Glocken können zu Ostern einfach nicht nach Rom fliegen.

Wenn nur die Frage aller Fragen nicht wäre, an der sich neben dem Autor dieser Zeilen und Mr. Spock, im Gegensatz natürlich zu unseren Montessori-Kindern, wohl auch noch andere vulkanische Kapazunder wie T’Pau, Sarek, Michael Burnham, Tuvok, Saavik und sogar Surak, der Begründer der Schule der Logik vom Vulkan, die Zähne ausgebissen haben müssen: Die Kirchenglocken bleiben über Ostern also angeblich da  - aber warum hört man sie dann trotzdem nicht läuten?

Text: Ronald Amesmann-Haselbacher, Illustration: Lili Haselbacher


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