25. Februar ist „Tag des Schachtelsatzes“
Von LehrerInnen und SchülerInnen gleichermaßen nicht unbedingt euphorisch geliebt, ehrt Ronald Amesmann-Haselbacher zum Jubiläumstag den „Schachtelsatz“ dennoch mit einem ganz besonderen Exemplar.
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NASEWEISE BANDWURMREISE
Die Frage, ob es ihm, da er doch so gerne mit Worten jongliere, so die Chefredakteurin des Newsletters, denn möglich wäre, trotz der ihr bewussten Kurzfristigkeit ihres Ansinnens und des für ihn dadurch möglicherweise unangenehmen Zeitdrucks, aber schließlich habe sie selber erst kurz vor Redaktionsschluss davon erfahren, ein paar Zeilen zum Tag des Schachtelsatzes zu schreiben, der, wie jedes Jahr, fernab der Wahrnehmung der Öffentlichkeit, denn, Hand aufs Herz, wer kann schließlich mit Fug und Recht behaupten, jemals schon vom Tag des Schachtelsatzes gehört zu haben, wobei man aber diesen Tag nicht bloß kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen, sondern diesem, open-minded, wie es von Eltern, die ihre Kinder in eine Montessori-Schule schicken, erwartet wird, rückhaltlos seine Existenzberechtigung zugestehen sollte, am 25. Februar begangen wird, so wie übrigens auch, was zumindest in hiesigen Breiten kaum bekannt sein dürfte, der Nationalfeiertag des Emirats Kuwait, anlässlich der Rückeroberung aus der Besatzung durch den Irak im sogenannten zweiten Golfkrieg, der National Chocolate Covered Peanuts Day, also der Tag der schokolierten Erdnüsse in den USA, der Clam Chowder Day, an dem der, vor allem an der Ostküste der Vereinigten Staaten, beliebten Suppe aus großen Venusmuscheln, Quahogs oder Clams genannt, gedacht wird, und, natürlich nicht zu vergessen, der Welttag der Schwertschlucker, obwohl der richtigerweise in dieser Aufzählung eigentlich gar nicht vorkommen dürfte, wird er doch traditionellerweise immer am letzten Samstag im Februar zelebriert, weswegen er nur alle sieben Jahre auf dieses Datum fällt, muss, da es für ihn kaum Bezugspunkte zur Montessori-Pädagogik, dem Schulalltag und wichtigen Terminen im Rahmen des schulischen Jahreskreises gibt, und das sollte doch zumindest die Grundlage dafür sein, im Rahmen des Newsletters und somit auch in den damit verbundenen Aussendungen über Soziale Medien, veröffentlicht zu werden, der Autor dieser Glosse, so sehr er es auch bedauert, obwohl ihn ja die Idee des Schachtelsatzes an sich, leicht verächtlich gesprochen auch als Bandwurmsätze abgetan, nach rein sprachwissenschaftlichen Grundsätzen jedoch durch den Begriff der Hypotaxe bezeichnet, also der Unterordnung von Nebensätzen unter Hauptsätze, die man übrigens, im Gegensatz zur Hauptsatzreihe, der Parataxe, einer Aneinanderreihung selbständiger Sätze, auf gar keinen Fall mit der Hypotaxie, der mittleren Stufe der hypnotischen Trance, die durch eintretende Katalepsie, also Bewegungsunfähigkeit ohne entsprechende Suggestionen, gekennzeichnet ist, und erst recht nicht mit der Hypotax, der fiktiven Steuer vom Einkommen, eventuell zuzüglich aller staatlichen Abgaben, eines nach Deutschland entsandten Arbeitnehmers, die der Arbeitnehmer in seinem Heimatland zu entrichten hätte, wenn er seinen Wohnsitz dort beibehalten hätte, verwechseln sollte, ebenso wie unter anderem auch den deutschen Dramatiker, Lyriker, Erzähler und Publizisten Heinrich von Kleist, bekannt unter anderem für sein, wie er es nannte, historisches Ritterschauspiel „Das Käthchen von Heilbronn“, den Philosophen ebenfalls deutscher Herkunft, Immanuel Kant, dessen Werke „Kritik der reinen Vernunft“ und „Kritik der praktischen Vernunft“ einen Wendepunkt in der Geschichte dieser Disziplin darstellten und bis heute den philosophischen Diskurs maßgeblich beeinflussen, allen voran allerdings uneinholbar, und auch wenn sie es vielleicht gar nicht so gerne hören wollten bzw. wollen, die österreichischen Lokalmatadore und vollkommen zu Unrecht verhinderten Literaturnobelpreisträger Thomas Bernhard und, mit Respektsabstand dahinter, Peter Handke, deren hypotaktische Satzkonstruktionen hauptberuflichen Lektoren bei den Verlagshäusern Suhrkamp, Jung und Jung und Residenz und durchschnittlichen Lesern gleichermaßen bis an den Rand der Verzweiflung treiben können, äußerst fasziniert, aller Kritikpunkte zum Trotz, zuvorderst natürlich jener der vorgeblich erschwerten Leserlichkeit ob der angeblichen Kompliziertheit des Aufbaus, leider verneinen.
Text: Ronald Amesmann-Haselbacher, Illustration: Lili Haselbacher