Einmal im Semester laden die SchülerInnen der Primaria 1 ihre Eltern (oder andere Verwandte und erwachsene Freunde) ein, um Ihnen zu zeigen woran sie gerade arbeiten und wie sie überhaupt in der GaLeMo arbeiten. Für Ronald Amesmann-Haselbacher war es bereits das fünfte „Lass Dir was zeigen“, immer noch staunend teilt er seine Eindrücke mit uns.

 

EUCH WERD ICHS ZEIGEN!

Eltern, die ihre Kinder nur eine Handbreit weg vom alpenrepublikanischen Mainstream auf-, er- und sogar anziehen, haben sich mittels eines extra dafür zugelegten dicken Fells längst an die ihnen allseits entgegengebrachten Zweifel gewöhnt:  Sei es der Komfort eines Tragetuchs („Jössasna, des Oame kriagt jo goa ka Luft net!“), die kindliche Selbstbestimmung über den Inhalt des Kleiderschranks („Aso? Es is ka Bua? I hauma docht, weng dera blaun Hosn.“), oder die wohlüberlegte Wahl der Schulform („Montressori? Dans do ned nua singa, owa nix lerna?“), der kleinkarierte Hausverstand läuft schnell gegen die Bretter, die vor seinen Kopf genagelt sind.

Aber Hand aufs alternativschulische Herz: Wer kennt sie nicht, diese kurzen Augenblicke des Zweifels, in denen sich der Geist des Lehrplans der Regelschule heimlich anschleicht und bevorzugt dann, wenn man gerade mitten in der Nacht zur Unzeit wach liegt und Sorgen von einem Eck des Schlafzimmers ins andere räumt, mit leiser, aber beharrlicher Stimme „Handschrift!“, „Rechtschreibung!“, „Einmaleins!“ und andere für Unruhe sorgende Objekte des Dünkels in die ohnedies schon vor somnambuler Skepsis überempfindlichen Ohren flüstert?

Wie gut, dass immer dann, wenn die schulische Sorgenlast einen auf Kreuz und Gemüt gleichermaßen zu drücken beginnt und man sich dabei ertappt, unbewusst alle Schulen der näheren Umgebung zumindest von außen einmal genauer zu betrachten, der „Lass Dir was zeigen“-Nachmittag vor eben jener Tür steht, zu der dann der Sack voll mit den ganzen angesammelten Zweifeln in hohem Bogen hinausgeworfen werden kann.

Ist diese ohnehin längst überfällige Pflicht endlich erledigt, betritt man, von seinem Kind an der Hand geführt und fast so aufgeregt wie dieses auch, neugierig eine Welt des Wissens und der Wunder, in der es kaum Grenzen zu geben scheint: Da wird in lebenden Fremdsprachen sprechend gespielt, werden komplexeste mathematische Aufgaben gelöst, an die man sich vielleicht noch aus der Unterstufe halbwegs erinnert, spielerisch und anschaulich zugleich werden geometrische Beispiele gerechnet und gezeichnet, die einem selber bis eben erst nur als vollkommen abstrakt bekannt waren, wird logisch und analytisch nach allen Regeln der Grammatik kinderleicht bewiesen, dass deutsche Sprache mitnichten schwere Sprache ist, werden stolz die profunden Forschungsergebnisse aus nahezu jedem erdenklichen Wissensgebiet präsentiert, und all das geschieht so leise und konzentriert, dass man sich mehrmals ermahnen muss, den Mund, der vor Staunen weit offen steht, nur ja wieder zu schließen.

Von den Pädagoginnen vorgewarnt, sieht man dabei auch erleichtert über die Fehler, die dem nervösen und übereifrigen Kind hie und da passieren, hinweg, und höchstens aus dem Augenwinkel bemerkt man, wenn überhaupt, den fröhlich grinsenden Sorgenteufel, der einem aus einem vorüberfahrenden Schnellzug zuwinkt, aber der soll dorthin fahren, wo der Pfeffer wächst, auch wenn dieser Ort mit der Franz Josefs-Bahn nicht zu erreichen ist, aber das kann man ja geschickt beiseite visualisieren.

Text: Ronald Amesmann-Haselbacher, Fotos: Monika Huemayer

 

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