Ob auf der Mondbasis von S.H.A.D.O. oder auf der Brücke der USS Enterprise - Alarmstufe Rot wird im Notfall ohne zu zögern ausgerufen. Selbiges gilt freilich auch für den ewigen Konflikt "Kinderzimmerwünsche" vs. "Elternhausvorstellungen", wovon unser aller Autor dieser Zeilen endlich wieder einmal ein altes Lied zu singen weiß...

 

Alien 5

SIEBENSCHLÄFER IM WELTENRAUM

Als der Autor dieser Zeilen im Alter von GaLeMo-Schüler*innen war, die von der P1 in die P2 wechseln, reformierte Sonnengott Bruno Kreisky gerade Land und Gesellschaft, jagten Niki Lauda, Annemarie Moser-Pröll und Werner Delle Karth auf unterschiedlichen Pisten von Sieg zu Sieg, und ohne vorher im Ö3-Wecker mit Brigitte Xander und Robert Dorner die Abenteuer von Dschi Dsche-i Wischer Dschunior zu hören, war an einen Schulbesuch nicht zu denken.

Wem diese aus der Feder Christine Nöstlingers stammende Figur allerdings zu wenig fantastisch war, wurde im ansonsten reichlich mauen Programm der beiden verstaubten staatlichen Fernsehsender FS1 und FS2 zwischen Straßenfegern wie „WIR“, dem „SENIORENCLUB“ oder „GUTEN ABEND AM SAMSTAG“ mit dem unverwüstlichen Heinz Conrads erstaunlicherweise fündig und konnte entweder mit dem RAUMSCHIFF ENTERPRISE neue Welten, neues Leben und neue Zivilisationen erforschen, oder eine außerirdische Invasion von U.F.O.s in der gleichnamigen Serie verhindern helfen.

Die pfeilschnellen U.F.O.-Abfangjäger, die feschen lilahaarigen Damen der Mondbasis und der eiskalte Commander Ed Straker waren zwar eine Augenweide im besten Siebzigerjahre-Design, aber die als Filmfirma getarnte Organisation S.H.A.D.O. konnte es in keinster Weise mit der dem Humanismus und Forscherdrang verschriebenen friedlichen Vereinten Föderation der Planeten, in deren Auftrag die USS Enterprise auf ihrer fünfjährigen Mission unterwegs war, aufnehmen.

S.H.A.D.O. hatte der Föderation gegenüber jedoch einen unschätzbaren Vorteil: Ihren Sendeplatz, denn während die grünen Aliens kinderfreundlich am Wochenende im Nachmittagsprogramm von FS1 reihenweise ausgemerzt wurden, drang die Enterprise zu nachtschlafener Zeit in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hatte, nämlich jeden Dienstag erst um 22.50 Uhr auf FS2.

Aufgrund rigider Regeln im Familienkreis, was das Aufbleiben von Kindern im Volksschulalter anbelangte, war es für den Autor dieser Zeilen daher nicht leicht, am nächsten Tag in der Schule zu den Coolen zu gehören und über die zuletzt ausgestrahlte Episode zu reden, denn das bedeutete zwangsläufig, sich beim Frühstück von den Eltern spoilern zu lassen, sofern diese überhaupt am Vorabend an Bord der NCC-1701 waren, was den Genuss der nachmittäglichen Wiederholung am Mittwoch unter den skeptischen Blicken der Großeltern freilich gehörig schmälerte.

Da dieser Zustand unerträglich war, musste rasch ein Plan her, um die gestrenge Elternschaft davon zu überzeugen, doch so lange aufbleiben zu dürfen, um auf die Enterprise gebeamt werden zu können, und der war schnell gefunden:

Brav und tüchtig sein.

Also wurde so lange gewischt und geputzt, gesaugt und gewaschen, gelernt und studiert, zusammengelegt und gefaltet, über- und abgezogen, geschrieben, gerechnet und gelesen, bis der stolze Vater und die zufriedene Mutter großmütig ihren Segen gaben und die Erlaubnis erteilten, sich RAUMSCHIFF ENTERPRISE am Dienstagabend anschauen zu dürfen.

Aber wie gewonnen, so zerronnen: Leider war der Autor dieser Zeilen von all der vielen ungewohnten Arbeit so erschöpft, dass er noch vor dem Vorspann regelmäßig vor dem Fernseher einschlief.

Illustration: Lili Haselbacher


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